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Auf der Suche nach buntem Glas

Es ist schon ein besonderer Schlag Leute, die die normale Zivilisation, wie wir sie kennen, hinter sich lassen, nur um in brütender Hitze Löcher in den Boden zu buddeln. Dort holen sie Unmengen an Gestein und Dreck raus, waschen und sichten es, in der Hoffnung, da drin Opal zu finden, was als Silikat irgendwie auch nur eine spezielle Sorte Glas ist.

Wir sind zum Suchen extra in ein noch aktives Minenfeld gefahren, wo es ein Gebiet zum Selbersuchen geben sollte. Nach der Beschreibung der Wirtin des "Club in the Scrub", dem Pub der Bergarbeiter mitten im Busch, haben wir schließlich 2 große Halden gefunden, die eingezäunt waren und überall Schilder hatten "No trespassing, keep out". Weil wir dann unsicher waren, ob wir richtig sind, haben wir jemanden gefragt, der vorbeigefahren ist, und der meinte nur: "Das ist Australien, wen interessieren Schilder!"

Um die Kosten für die Schanklizenz niedrig zu halten, ist der "Club im Gestrüpp" kein normaler Pub, sondern ein Clubheim der Minenarbeiter, wo nur Mitglieder Zutritt haben und bedient werden. Damit wir als Touris einen Lemon Squash trinken konnten, sind wir Mitglieder für einen Tag geworden. Damit waren dann alle glücklich, wir, die Wirtin und der Staat New South Wales. Weil das eine familienfreundliche Geschichte ist, wird die Theke mit einer Absperrung in zwei Teile geteilt: links gibt's Bier und rechts kriegen die Kids der Miner ihre Cola. Fluchen ist verboten und kostet Strafe, ebenso wie Scheiße schwätzen. Zum Glück sind wir gut erzogen!

Man hat so das Gefühl, das sich im Outback alles um Autos dreht. Die Orte sind voll (also verhältnismäßig) mit Autohändlern, Werkstätten und Zubehörläden, sonst noch ein Landmaschinenhandel und ein Roadhouse. Überall in der Gegend findet man Autowracks in unterschiedlichen Stadien des Zerfalls. Einige abgelegte Vehikel haben das Glück, zu Kunstwerken verarbeitet zu werden. Zum Beispiel steht "Stanley der Emu" am Highway kurz vor dem Abzweig nach Lightning Ridge: 3 Käfer, 2 Satellitenschüsseln, 18 Meter hoch.

Auch nützlichere Gegenstände werden gerne aus Schrott gemacht. Die meisten Briefkästen an den Landstraßen sind etwa alte Fässer, Mikrowellen oder Kühlschränke. Manchmal werden sie noch verziert, oder selbst zu Kunstwerken.

2 comments

... das Bild vom Abraum der Minen ist wirklich cool! .... Recycling ohne Grünen Punkt!!!

Also das mit der Bullshit-Box werde ich mal bei der Arbeit anregen - vor allem für Sitzungen. Allerdings fürchte ich, dass manche gar nicht so viel Geld bei sich haben, wie sie einzahlen müssten. Die Regelung mit dem Clubmitglied für einen Tag gefällt mir sehr gut - war übrigens bei uns auch mal in der Überlegung bei Raucherlokalen. Aber hier ist halt Deutschland, da ist das nicht so einfach. Der Ziegenbriefkasten ist echt super!

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