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Drei Tage Regenwetter

Im Moment hat uns das Wetterglück verlassen. Es regnet seit drei Tagen (und natürlich Nächten). Ganz gut, dass unser Plan hauptsächlich Neapel war, in der Stadt ist es nicht ganz so schlimm. Abgesehen davon, dass sich die Straßen bei jedem Regenguss in Bäche verwandeln, gibt es wenigstens auch meistens was zum Unterstellen. Und so haben wir dort einige Bars und Restaurants von innen gesehen.

Das hat uns gleich die Gelegenheit gegeben, neapolitanische Spezialitäten zu probieren. Zum Beispiel Pizza Fritta, das ist eine frittierte, meistens mit Schinken und Ricotta gefüllte, zusammengeklappte Pizza... sehr lecker, aber auch eine Kalorienbombe. Und dann sind da die Süßigkeiten: Sfogliatelle (mit irgend was Leckerem gefüllte Blätterteig- oder Mürbeteigteilchen) und Babà al Rum (in Rum und Zuckersirup eingelegte Hefegebäcke). Von beiden reicht eigentlich einmal probieren, um nicht sofort Diabetes zu kriegen.

Vor Neapel wird man ja an allen Ecken gewarnt. Man muss auf seine Sachen aufpassen, bestimmte Viertel umgehen, auf keinen Fall mit dem Auto reinfahren und sich auch als Fußgänger nicht überfahren lassen. Haben wir alles brav beherzigt, und deshalb hat es uns eigentlich ganz gut gefallen. Wenn auch zwei Tage reichen, leben möchte ich dort nicht. Insgesamt ist es schon hauptsächlich laut und dreckig, und hübsche Ecken oder Plätze gibt es nicht viele. Es ist eher das Gesamtkunstwerk der graffitibeschmierten Wände, der Wäsche in den Straßen und der Verkaufsstände in den noch so schmalen Gassen, was den Charme ausmacht.

Das Militär bewacht in der Stadt auch alle möglichen Sachen. Deshalb sieht man alle paar Straßen ein paar Soldaten und ihre Fahrzeuge. Das würde aber sicher mehr Respekt einflößen wenn die armen Kerle nicht Bommelmützen tragen würden.

Neapel ist berühmt für seine Krippentradition. Es gibt dort seit über 200 Jahren viele Kunsthandwerker, die Krippen bzw. die Figuren herstellen, in allen Größen und Qualitäten. In der Krippenstraße reihen sie sich Laden an Laden, in einigen werden auch selbst noch welche hergestellt. In eine neapolitanische Krippe gehört neben der Weihnachtsgeschichte auch das Alltagsleben. Deshalb ufern diese Gebilde auch ein bisschen aus. Ganze Städte und ihre Bewohner bei allen Aktivitäten werden aufgebaut, Märkte, Gaststätten, Straßenszenen. Und die Figuren sind so liebevoll und detailgetreu gemacht, da kann man stundenlang gucken.

Eine Sehenswürdigkeit, die uns interessiert hat, war auch noch das Kloster Santa Chiara, das den wohl berühmtesten Kreuzgang Italiens hat. Das Gewölbe selbst ist eigentlich gotisch, sehr schön mit Fresken verziert, aber irgendwann mal hat jemand den Innenhof durch Säulen und Gänge unterteilt, die mit bemalten Keramikkacheln gefliest sind. Passt stilistisch überhaupt nicht dazu, ist aber trotzdem beeindruckend.

Ansonsten gibt es außerhalb der Altstadt sehr viele gräßliche Gebäude aus der Zeit des italienischen Faschismus, und die Galleria Umberto I. Das ist eine Einkaufspassage von 1890, die jugendstilmäßig mit Glasgewölben überdacht ist, wo es allerdings überall durchregnet.

Um den langen Heimweg in zwei Etappen aufzuteilen (es sind immerhin 1500 km) und dem Regen zu entfliehen haben wir beschlossen, heute nach Venedig zu fahren und da noch zwei Tage zu verbringen. Beim Abbauen unseres Camps haben wir Bekanntschaft mit einem neuen Problem gemacht, das wir so noch nicht hatten. Wenn das Vorzelt aufgebaut ist ist leider die Isolation des Dachzelts gegenüber dem Boden und seiner Bewohner nicht mehr gegeben. Eine riesige Ameisenkolonie hat beschlossen, über das Vorzelt und durch die Scharniere vom Boden ins Zelt zu ziehen und unter der Matratze ein Nest anzulegen. Wir haben gedacht uns trifft der Schlag, als wir das gesehen haben. Viele konnten wir mit dem Handfeger wegfegen, aber in die Ritzen und Falten kommt man nicht. Also haben wir notgedrungen Insektenspray gekauft und alles eingesprüht. Die ersten sind gleich tot liegengeblieben, und als wir nach ein paar Stunden nochmal nachgeguckt haben, haben wir nix mehr krabbeln sehen... drückt uns die Daumen dass es geklappt hat.

2 comments

...die Frauen in der Krippen-Scene haben beide einen Kropf - klarer Fall für den Chirurgen 😉...ich hoffe du hast noch mehr Szenen fotografiert. Die Metzgerei 😍👍🤗

Stimmt, echt riesige Kröpfe, ist mir gar nicht aufgefallen.

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