Wenn uns vor einem halben Jahr jemand gesagt hätte, dass wir jetzt nach Brasilien fliegen würden, hätten wir sicher nur den Kopf geschüttelt. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, also sind wir jetzt hier. Und zwar in Curitiba, wo unsere wunderbaren brasilianischen Freunde herkommen, denen wir die Reise zu verdanken haben.

Ellen und Eric, die wir im Sommer kennengelernt haben und mit denen wir uns super verstehen, haben uns spontan auf ihre schon lange geplante Hochzeit eingeladen. Das wollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen! Zwei Tage vorher hatten wir Zeit, die Familien der beiden kennen zu lernen. Sie sind alle super nett, und Ellens Familie spricht sogar deutsch, wenn auch mit lustigem Akzent, sie sind nämlich vor ungefähr hundert Jahren ausgewanderte Mennoniten. Und das für die Hochzeit ausgewählte Essen durften wir auch schon mal probieren.

Gestern war dann die Hochzeit. Die Brasilianer feiern Hochzeiten sehr anders als wir, aber wir waren vorbereitet. Ellen und Eric haben uns schon vorher erzählt, dass Programm und lustige Spiele so gut wie unbekannt sind. Außer Essen und Fotos macht man nicht viel, und nach dem Abendessen geht man nach Hause. Bei den Beiden waren immerhin Tanzeinlagen geplant, und um dem Ganzen einen Hauch von Deutsch zu geben, haben wir auch zwei Spiele vorbereitet. Es war eine ziemliche Kugelfuhr, der Planerin begreiflich zu machen, was wir vorhaben, aber letzlich hat es super geklappt und die Gäste waren begeistert. Die Tänze kamen von dem deutschen Teil der Familie, irgend welche traditionellen Volkstänze, die wir nicht wirklich erkannt haben, und unsere Freunde haben doch tatsächlich extra dafür Dirndl und Lederhose aus Deutschland mitgebracht. War echt super lustig!

Das Essen war sehr lecker, viel zu viel und wie immer hier waren vor allem Kuchen und Nachtische extrem süß. Dafür sahen die Pralinen sehr schick aus, richtige Kunstwerke, und als Geschenk hat jeder auch noch Schachfiguren aus Schokolade mitbekommen.

Überhaupt das Essen: Wir müssen uns wohl damit abfinden, ein paar Kilo mehr mit zurück zu bringen. Es gibt ständig Essen und immer sehr gehaltvoll. Gleich am ersten Mittag haben uns Erics Eltern in eine Churrascaria eingeladen, wo es traditionell unglaublich viele verschiedene gegrillte Fleischstücke gibt. Die werden am laufenden Band an großen Spießen an den Tisch gebracht, und man kann sich aussuchen, von welchen man was will, so oft man will. In unserem Fall waren sie so schnell, manchmal sogar an beiden Tischenden gleichzeitig, dass man gar keine Zeit hatte, überhaupt zu essen, was schon auf dem Teller war. Ich war ziemlich überfordert. Das müssen wir wohl unter anderen Voraussetzungen nochmal probieren, nicht gerade völlig übermüdet vom Flug, Kopfschmerzen und ohne ein Wort zu verstehen.

Wir dürfen, so lange wir in Curitiba sind, in einer Wohnung von Erics Opa wohnen, die er sonst an Feriengäste vermietet. Irgendwie scheint er große Angst vor Staub zu haben, alles (wirklich alles!) in der Küche ist komplett in Folie eingewickelt. Als erstes hab ich gleich mal beim Auswickeln ein Glas zerstört. Da muss man sich bei jedem Löffel zweimal überlegen, ob man den auch wirklich braucht.

Heute haben wir uns ein Auto gemietet und sind jetzt auf dem Weg nach Westen. Die nächsten paar Tage sind unsere Freunde auf ihrer Hochzeitsreise, und wir fahren so lange zu den berühmten Iguaçu-Wasserfällen. Heute haben wir Zwischenstation in einem Hotel gemacht, was Erics Vater uns empfohlen hat. Die Rezeptionistin hat leider kein Wort Englisch gesprochen, und unser rudimentäres Portugiesisch hat uns zu einem Luxusapartment mit Whirlpool im Zimmer verholfen, da wir die Wörter verwechselt haben. So sind wir noch zu einem Wellnessabend gekommen, wenn auch der Pool wohl schon länger nicht mehr benutzt wurde, zumindest kamen seltsam organisch aussehende Gewächse aus den Düsen. Wir hatten trotzdem unseren Spaß.