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Das große Krabbeln

Nils sagt immer, angesichts meiner ausgeprägten Abneigung gegen alles, was im Dunkeln rumfliegt (und von dem ich immer denke es würde mich anfliegen) oder im Haus rumkrabbelt fragt er sich, warum ich eigentlich immer wieder in den Dschungel will. Heute habe ich mich das ehrlich gesagt auch gefragt... aber dazu später.

Gestern wollte Nils einen ruhigeren Tag ohne Anstrengung. Da alle Trails, die man hier laufen kann, anstrengend sind, weil sie sehr steil hoch und runter gehen, hab ich morgens beschlossen, mal kurz den Weg hinter unserer Villa zu erkunden. Ich hab gar nix mitgenommen außer der Kamera, wollte eigentlich nur sehen, ob mir irgend was Fotogenes begegnet. Vom Blick auf die Karte am Vortag hatte ich noch vage im Kopf, dass der Weg ziemlich lang ist, es aber eine kurze Schleife gibt, die man laufen kann. An der besagten Gabelung dachte ich dann, die Schleife wäre links, und bin da mal lang. Der Weg wurde immer schwieriger und steiler, und ich hatte eigentlich längst genug, wollte aber auch nicht zurück. Runter ist immer noch schwieriger als rauf, also weiter, ist ja schließlich ein Rundweg. Irgendwann musste ich dann doch umdrehen, da der Weg keine Anstalten gemacht hat, woanders hinzugehen als immer weiter bergauf in die gleiche Richtung. Nach anderthalb Stunden war ich dann wieder zurück, fix und fertig. Auf der Karte hab ich später gesehen, dass ich die Schleife natürlich verpasst hatte und tatsächlich 500 Höhenmeter auf- und abgestiegen bin... und noch nicht mal irgend welche Fotos gemacht habe.

Für diese Fotos mussten wir noch nicht mal die Terrasse verlassen:

Nachmittags und abends hat es ziemlich heftig geregnet, da haben wir dann gar nix mehr gemacht außer wieder ins Dorf zurückzufahren und ein bisschen Essen einzukaufen. Wir kriegen langsam Übung mit der üblen Straße, aber im strömenden Regen ist es nochmal anders. Man sieht zwar die Löcher besser, wenn sie voll Wasser stehen, dafür ist es auch rutschiger. Aber unser Auto schlägt sich super. Nils hat ihm den Ehrennamen Bergziege verliehen.

So, und jetzt wieder zurück zu unserer Überschrift. Heute hatte irgendwie alles, was wir gesehen haben, ziemlich viele Beine. Es fing gleich morgens an, als wir eine beachtliche Spinne im Schlafzimmer in der Ecke gefunden haben.

Wir kennen uns mit den hiesigen Spinnen nicht so aus, aber ich weiß, dass es einige ziemlich giftige gibt. Also raus damit... ein Problem weniger, aber die Maus, die heute Nacht unsere Bananen angefressen und dafür die Arbeitsplatte verköttelt hat, ist noch da. Wir haben sie heute zwar rennen sehen, aber nicht fangen oder rausjagen können.

Den kühleren und wolkenfreieren Vormittag haben wir mit einer Wanderung verbracht. Sehr schöner Weg, wieder anstrengend rauf und runter, aber dafür zu 3 Wasserfällen durch einen wirklich wunderbaren Wald. Diesmal ohne Komplikationen, klappt gleich viel besser, wenn man Wasser, eine Karte und GPS mitnimmt 😉. Und wieder Viecher mit vielen Beinen, die allerdings nicht so furchteinflößend waren:

Die Krönung kam aber beim Abendessen. Wir sind mal wieder in unser Dorf runter gefahren und haben dort gegessen, wo wir vorgestern schon waren. Ehrlich gesagt gibt's auch nicht mehr Auswahl, macht aber nix, es ist lecker. Das Haus hat, wie viele hier, nicht auf allen Seiten Fenster, sondern ist einfach offen, da kann alles ungehindert rein. Wir haben also gemütlich auf unsere Burger gewartet, als plötzlich was richtig Großes angeschwirrt kam und sich nach einer kurzen Runde durch den Raum direkt hinter mir niedergelassen hat. Ich bin fast zu Tode erschrocken als ich gesehen habe dass es eine unglaublich riesige Kakerlake war! So was haben wir wirklich noch nie gesehen, noch nicht mal im Fernsehen.

Dieses Riesenvieh ist mit zehn Zentimetern Länge und einer Flügelspannweite von zwanzig Zentimetern die größte Kakerlakenart der Welt. Ich kann nichts dafür, aber ich finde die super gruselig. Im Restaurant hat sie auch bei einigen Kindern Aufmerksamkeit erregt, die haben sie erst bewundert, und dann angefangen nach ihr zu treten, als sie mal auf dem Boden saß. Und was glaubt Ihr, was Nils dann gemacht hat? Nachdem er heute Morgen schon die Spinne gerettet hat, hat er sich dieses Monstrum auf die Hand klettern lassen und sie rausgetragen.

Damit jetzt vom Lesen keiner Alpträume kriegt zum Schluss noch ein anderes Thema. Costa Rica ist ja ein berühmtes Kaffeeland, und die traditionelle Art, ihn zuzubereiten ist schon was anderes als unsere Kaffeezeremonien zu Hause. In einem hölzernen Ständer hängt eine Socke aus ziemlich dickem Stoff, wie Tennissocken. Da kommt der Kaffee rein, Tasse drunter und kochendes Wasser durchgeschüttet... fertig ist der Kaffee.

Bis man die richtige Dosierung rausgefunden hat, und dass man geduldig immer nur kleine Schlucke Wasser aufgießen darf, dauert es ein paar Tassen, aber dann schmeckt er gar nicht so schlecht.

Morgen verlassen wir wieder die Berge und fahren auf die Osa-Halbinsel an der Pazifikküste. Da kommt dann die superschwüle Hitze zurück, mal sehen wie lange wir es dort aushalten.

4 comments

Igitt. Macht bitte für uns nie einen Kalender mit Insekten...

Du bringst mich da gerade auf was ... 😁

Ich schließe mich Andi an...diese Insekten möchte ich nicht mal in Papierform in meiner Wohnung haben...bei mir hängt der Kalender ja in der Küche😖

Nee, Siggi, echt nicht. Schmetterlinge okay, aber alles andere geht nicht. Auch diese Viecher mit den vielen Beinen wollen viel lieber draußen bleiben...

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