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Es lebe das Moskitonetz

Jetzt fängt doch so langsam die Regenzeit an. Es war wohl schon sehr lange ziemlich trocken, die Flüsse haben sehr wenig Wasser oder sind sogar ganz vertrocknet und die Pflanzen sind teilweise richtig braun. Sogar hier im Regenwald, wo es auf den ersten Blick so üppig grün aussieht. Und jetzt sitzen wir hier auf unserer schönen überdachten Terrasse bei heftigem Gewitter und strömendem Regen.

Ganz gut, dass es nicht schon früher angefangen hat zu regnen. Wir sind gestern nämlich noch ein bisschen weiter rein in die Wildnis der Osa-Halbinsel gefahren. Dort gibt es nur Schotterstraßen und lehmige Pisten, mal mehr, mal weniger steil. Trocken sind sie mit unserem Bergziegen-Allradfahrzeug gut zu bewältigen, auch wenn man sehr selten über den zweiten Gang rauskommt. Nass und matschig ist das nochmal was anderes – zumindest ein paar der Strecken von heute möchte ich morgen nicht nochmal machen. Wenn die Flüsse wieder voller werden, kommen wir auch mit unserem hohen Auto nicht mehr durch, bis jetzt ging es noch. Und macht irgendwie auch Spaß!

Zur Überquerung des ersten Flusses (der, auf dem wir unsere Mangroventour gemacht haben), mussten wir eine Fähre benutzen. Die liegt vertäut am Ufer und wartet darauf, dass mal irgend jemand kommt. Wir wussten nicht so genau, wie man sich da meldet und haben den Süßigkeitenverkäufer an der Straßenecke gefragt. Der hat im übernächsten Haus irgend jemandem Bescheid gesagt, und eine Viertel Stunde später kam dann der Fährmann angeschlappt. Die Fähre ist eigentlich nur ein großes rostiges Floß, wo ein kleines Boot mit Außenbordmotor befestigt ist. Mit dem wird das ganze Ensemble angetrieben und gesteuert.

Unsere Unterkunft hier ist mitten im Dschungel, bei einem Ehepaar, das an sein Haus drei Gästezimmer angebaut hat. Und besagte schöne Terrasse, wo es sich so lange gemütlich sitzen lässt, bis man Licht braucht. Dann kommt natürlich wieder alles angeflogen, und es gibt hier nix in klein. Nicht nur die Kakerlaken sind riesig, auch die Motten, Käfer und Spinnen sind 'ne andere Hausnummer. Als bisherige Krönung, was sogar die Riesenkakerlake vor ein paar Tagen übertroffen hat, hatten wir gestern Abend, als wir ins Zimmer gekommen sind, auf dem Moskitonetz eine Vogelspinne sitzen! Ich bin so froh, dass wir dieses Netz immer und überall aufspannen, ich schlafe in solchen Urlauben nie ohne. Sonst wäre sie halt quer durchs Bett gelaufen. Für dieses Vieh haben wir uns von unserem Gastgeber Hilfe zum Einfangen geholt, der kam dann mit einem Eimer und hat sie nach draußen bugsiert.

Da sich hier die Affen und Nasenbären gute Nacht sagen, ist es ganz praktisch, dass unsere Gastgeberin auch für uns kocht. Frühstück haben wir uns bis jetzt immer selber gemacht, heute haben wir mal das typisch costaricanische Frühstück "Gallo Pinto" bekommen. Ist für meine Begriffe eigentlich eher ein Abendessen, ziemlich mächtig für früh morgens, schmeckt aber gut. Es besteht aus Reis, Bohnen, Ei, Würstchen und gebratenen Bananen.

Im Garten sitzt ein Tukan, der irgendwie nicht so fit aussieht. Wir haben den Gastgeber gefragt, und er hat gesagt er hat ihn vor ein paar Tagen auf der Straße gefunden. Es ist ein Jungtier und vielleicht aus dem Nest gefallen, auf jeden Fall kann er noch nicht fliegen. Und auch nicht selbst an Futter kommen, er füttert ihn machmal mit den Früchten von dem Baum, in dem auch andere Tukane immer fressen. Das arme Tier hat aber offensichtlich Hunger und ist ganz schwach. Wir versuchen jetzt auch, es zu füttern, aber mit den großen Früchten kommt es nicht wirklich klar. Wir haben Bananen besorgt, damit klappt es besser. Aber es wirkt schon sehr schwach, hoffentlich können wir es, solange wir hier sind, noch ein bisschen päppeln.

Es fliegen aber auch noch andere Tukane hier herum, und ihr abendliches Konzert klingt so:

Heute haben wir nochmal einen Schnorchelversuch gestartet. Es gibt hier einen Strand, der als zweitschönster Schnorchelstrand Costa Ricas bezeichnet wird. Deshalb sind wir eigentlich auch genau hierher gekommen. Der Zugang ist schwierig, Fahrt über steile Lehmpiste und durch zwei Flüsse, dann noch zwei Kilometer laufen von einem Strand zum nächsten. Ein etwas längerer Weg, aber dafür ist der erste Strand ein absoluter Traum.

Sauberer Sand, Kokospalmen, blaues Meer, menschenleer – davon träumt man ja immer, hier ist es wahr. Wunderschön! Allerdings nicht ganz ungefährlich, als wir da so langgelaufen sind auf dem Weg zu der anvisierten Schnorchelecke, wäre Nils fast von zwei runter fallenden Kokosnüssen getroffen worden. Was für ein Klischee…

Das Schnorcheln selbst war dann allerdings eine Enttäuschung. Erstens war die Strömung sehr stark und die Sicht schlecht, und zweitens waren dort ausnahmslos nur tote, ausgebleichte Korallen. Die Meereserwärmung ist hier sehr deutlich zu sehen.

In Costa Rica gibt es sehr sehr viele Satellitenschüsseln. Von denen sind allerdings die wenigsten auf Dächern zum Fernsehempfang. Es gibt so viel, was man daraus machen kann, zum Beispiel Schilder oder Müllablagen. An den Straßen wimmelt es nur so von beschriebenen und bemalten Schüsseln, jeder, der irgend was zu sagen hat, stellt eine auf.

6 comments

Die Natureindrücke sind Hammer!!!!! Ich wünsch Euch weiterhin erfolgreiches Surviving!!!!

Der Strand würde mir auch sehr gefallen, aber die ganzen Krabbeltiere....ich könnte da kein Auge zumachen. Genießt die letzten Tage!

Ja das ist das Problem, deshalb immer mit Moskitonetz. Hilft auch gegen größeres 😜!

Sind Vogelspinnen eigentlich aggressiv? Nö, oder? Wenn man sich nicht aus Versehen auf die drauf legt, passiert nichts, oder? Sind die da richtig giftig? Die Fähre finde ich echt gewöhnungsbedürftig.

Ich finde euer Auto wirkt auf der Fähre etwas verloren. Die Satelliten Schüsseln sind witzig - auch eine Art von Recycling. Schade dass es mit dem Schnorcheln nicht so toll war

Vogelspinnen sind zum Glück nicht aggressiv, das sind die Bananenspinnen 😬. Sie sind so giftig dass es weh tut, aber nicht tödlich. Und die Fähre war echt ein bisschen schwierig, weil man rückwärts auf solche Rampen fahren muss, die einen ziemlich breiten Spalt dazwischen haben wo man super reinfallen kann 😅

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