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Leben in der Großfamilie

Seit einer Woche erleben wir Großfamilie live. Unsere Familie in Deutschland hat ja nur Minimalgröße, wir sind es also gar nicht gewöhnt, ständig von so vielen Leuten umgeben zu sein. Hier ist das anders. Alle nehmen uns super herzlich auf, wollen was mit uns machen oder laden uns ein, so dass wir bisher jeden Tag volles Programm hatten.

Zum Beispiel unser Ausflug mit dem Touristenzug an die Küste. Das war eine richtige Gruppenreise. Wir hatten einen Bus für 12 Leute, der uns an die Küste gefahren hat. Dort sind wir ein bisschen in Antonina rumgebummelt, mit dem Bus weitergefahren zum Abfahrtsbahnhof des Zugs und dann mit dem Zug wieder zurück nach Curitiba. Es dauert immer ein bisschen länger, bis sich so eine Gruppe mal einig ist und sich in Bewegung setzt, und vor jeder Abfahrt muss man durchzählen, um nicht versehentlich die Oma am Parkplatz zu vergessen.

Antonina hat die älteste Kirche in Paraná, ein par hübsche Straßen mit alten Häusern und den Strand. Und eine Fabrik für Bananen-Kaubonbons, wo alle kiloweise eingekauft haben.

Zwischen Mittagessen und Abfahrt des Zuges hatten wir auch noch eine kurze Zeit, uns Morretes anzugucken. Der Ort lebt von den Touristen, die dort mit dem Zug hinkommen, und besteht deswegen hauptsächlich aus Souvenirläden und Restaurants.

Der Zug schlängelt sich dann unendlich langsam von der Küste die Serra Verde hoch bis auf das Hochplateau von knapp tausend Metern, auf dem Curitiba liegt. Die Strecke führt durch den atlantischen Regenwald mit gelegentlicher Aussicht auf die Berge. Da wachsen auf jedem Baum gefühlt 50 Bromelien und alles ist voller Bartflechten. Aus der Höhe des Zuges konnte man ganz gut oben in die Bäume gucken, das hat mir am besten gefallen. Wenn man dann aber für rund 70 km 3 1/2 Stunden braucht zieht sich das ganz schön.

Vorgestern hatten wir einen "Ruhetag" geplant, der so ruhig aber auch wieder nicht war. Nachdem wir Eric's Tante, wo wir wohnen, mit ein paar Sachen im Haus helfen konnten, die sie alleine nicht reparieren konnte, war abends wieder Großfamilie dran. Ein anderer Onkel von Eric hatte alle eingeladen zum Churrasco. Der hat sogar nicht nur einen eigenen Barbecue-Raum, wie die anderen in der Garage oder so, sondern die Churrasqueira gleich mitten in der Küche. Das ist nochmal ein anderes Level...und seine Stereoanlage auch.

Es war ein lustiger Abend mit super Essen und netten Leuten, doch auch ziemlich anstrengend. Am Anfang will jeder schön langsam und deutlich ein oder zwei Sätze auf portugiesisch mit uns wechseln, aber je länger die Party dauert, desto schneller und lauter werden alle, einschließlich der Musik, irgendwann versteht man gar nix mehr.

Gestern sind wir dann nach Lapa gefahren, um dort bei ihren Eltern Ellens Geburtstag zu feiern. Kaum angekommen hat ein ordentliches Gewitter für Stromausfall gesorgt, der uns auch den ganzen Tag über erhalten geblieben ist. Das war auch wieder eine große Party mit ganz vielen Freunden, allerdings im Dunkeln und mit Eimern statt Klospülung. Die Wasserpumpen tun ohne Strom nämlich auch nicht.

Die nächsten 3 Nächte haben wir ein Hotel am Meer gebucht, weil wir jetzt mal Urlaub vom Urlaub brauchen. Großfamilie ist auch mit dabei, aber trotzdem wollen wir jetzt mal ein bisschen chillen. Keine Besichtigungen, keine Termine. Nils und ich wollen morgen versuchen, schnorcheln zu gehen, aber wir wissen noch gar nicht, ob oder wo das überhaupt geht. Wünscht uns Glück!

1 comment

Wow, das klingt anstrengend mit den vielen Leuten und dem vielen Essen. Genießt die hoffentlich ruhigeren Tage!

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