Sunday, September 28, 2025
Dirndl-Shirts und Omacafés
Seit wir Ellen und Eric kennen, machen wir uns zusammen lustig über die klassische deutsche Stadt in Brasilien, Blumenau. Wobei es natürlich noch viele andere gibt, aber das ist die größte und bekannteste. Fake-Fachwerkhäuser und Omacafés wollten wir uns deshalb seit Jahren anschauen, jetzt auf dem Rückweg vom Strandurlaub war die Gelegenheit.
Angeblich ist das größte Oktoberfest außer dem echten genau hier, und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Läden verkaufen alles, was man dafür brauchen könnte: Dirndl, Lederhosen, Hüte, Bierkrüge und jede Menge kitschige Accessoires. Und wer sich kein "echtes" Dirndl kaufen will (die auch schon nicht wirklich echt aussehen) kann sich wenigstens ein damit bedrucktes T-Shirt zulegen.
Das lustigste sind die Namen. Die Läden, die deutsche Sachen verkaufen, heißen zum Beispiel Gutes Brot oder Superbrot, das Bier Holzbier oder Schornstein, und es gibt sogar eine Straße, die früher Wurststrasse hieß.
Hoch über allem thronen die Bierprinzessinnen, es gibt sogar gleich drei davon. Die sind wohl gerade mit dem Bürgermeister zusammen nach München geflogen, um beim Fassanstich dabei zu sein, bevor sie das dann hier in Angriff nehmen. Aber außer dem deutschen Zeug gibt's auch noch andere Besonderheiten, zum Beispiel einen McDonalds, der nur Nachtisch hat.
Wir haben auch noch unseren Plan wahrmachen können, einmal in so ein Café zu gehen, das wir scherzhaft immer Omacafé nennen. Mit deutschem Namen, Spitzengardinen und ganz vielen Torten. Allerdings darf man sich das nicht so vorstellen wie bei uns, mit Kaffee und Kuchentheke. Das gibt's auch, aber es gibt ein komplettes Buffet mit allem, was es sonst auch im Restaurant gibt. Wurst, Käse, warme Gerichte, Nachtische, Kuchen und so weiter, und man bezahlt den Teller nach Gewicht. Das ist das zweite in Brasilien verbreitete System neben dem All-you-can-eat.
Zurück in Curitiba haben wir mal einen Shopping-Tag eingelegt. Ellen ist der Meinung, hier könne man viel besser und günstiger Schuhe kaufen als bei uns, deshalb wollte ich Lederstiefel mit nach Hause nehmen. Wer mich kennt weiß ja, dass ich überhaupt nicht gerne einkaufe, weil ich ja meistens eh nix finde. Aber ich hab festgestellt, dass man sich hier nicht entscheiden muss, ob die Schuhe schön oder bequem sein sollen, es gibt beides! Schuhe, die für Omas mit Diabetikerfüßen sogar noch tragbar sind, und trotzdem elegant, das ist echt cool. So bin letztendlich mit 5 Paar neuen Schuhen heimgegangen 😂.
Im Nachhinein hätte ich vielleicht eher Wanderschuhe kaufen sollen...aber das wusste ich gestern noch nicht. Heute hatten Freunde von Ellen eine Wanderung mit uns geplant, weil wir unbedingt auch noch was außerhalb der Stadt sehen wollten. Es hieß, dass es eine leichte bis mittlere Tour werden würde, 2-3 Stunden, nur Wasser mitnehmen. So weit, so gut. Geworden ist es dann eine respektable Bergtour von 4 Stunden, vom Regen der letzten Tage in eine Schlammpiste verwandelt und mit vielen Kletterstellen, die klettersteigmäßig mit eisernen Tritten und Seilen gesichert waren. Dafür waren unsere glatten Turnschuhe eindeutig die falsche Wahl, aber was anderes hatten wir nicht.
Es ging 370 Höhenmeter auf den Morro do Canal, durch wunderschönen Regenwald. Ein richtiger Märchenwald, mit komplett bemoosten und mit Bromelien bewachsenen Bäumen, Bambus und hübsch blühenden Blumen. Leider war das Wetter durchwachsen, und wir haben die meiste Zeit in den Wolken verbracht, aber es war trotzdem eine tolle Tour. Wir spüren jetzt schon den Muskelkater von morgen. Unsere Sachen inclusive Schuhe mussten nach der Schlammschlacht direkt in die Waschmaschine und das Auto zum Waschen, der Weg dahin war auch schon so matschig. Und gegen den Muskelkater durften wir uns hinterher bei Erics Mutter im Whirlpool erholen 😀.
An dem Kiosk am Parkplatz haben wir auch endlich mal einen perfekten Platz für unseren Baden-Württemberg-Aufkleber gefunden.
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